Das Angstwort

Derzeit bekommen in Deutschland 45 bis 60 Prozent der Patientinnen vor oder nach der Operation eine Chemotherapie. Darunter sind Frauen mit fortgeschrittenem Brustkrebs, aber auch mit Tumoren im Frühstadium.

Krebszellen vermehren sich in der Regel sehr schnell, darum hemmen die meisten Chemopräparate die Zellteilung. Der Nachteil: Diese Zytostatika treffen auch gesunde Zellen, so entstehen die teils drastischen und langwierigen Nebenwirkungen. Sie sind von Präparat zu Präparat unterschiedlich, hängen von der Dosis und individuellen Situation der Frau ab. Bei einem sehr kleinen Teil der behandelten Frauen können die Zytostatika noch Jahre später eine weitere Krebserkrankung auslösen.

Ärztinnen müssen abwägen: Ist das geschätzte Rückfallrisiko für den Brustkrebs höher als das geschätzte Risiko einer lebensbedrohlichen Nebenwirkung? In der Fachwelt hat sich eine Faustregel durchgesetzt: Wenn das Risiko für eine Frau, innerhalb der nächsten zehn Jahre einen Rückfall oder Metastasen zu erleiden, bei unter zehn Prozent liegt, kann sie in der Regel auf eine Chemotherapie verzichten. Wie so viele Grenzwerte ist auch dieser umstritten: Manche Experten halten ihn noch für zu hoch.