Das Ringen um den neuen Markt

„Erbitterter Kampf“ oder „Einführungsschlacht“: Mit drastischen Worten beschreiben Ärzte und andere Vertreter des Gesundheitssystems den Konkurrenzkampf zwischen den Testherstellern. Die Industrievertreter selbst stellen das anders dar: „Erbittert klingt so persönlich. Aber wir sind Konkurrenten. Und wir haben ein gemeinsames Problem: dass die Tests – zumindest in Deutschland – nicht allgemein bezahlt werden“, sagt Christoph Petry, Geschäftsführer des deutschen Herstellers Sividon. Und Erwin Morawski von Genomic Health Deutschland sieht sich eher als Teilnehmer einer Fachdebatte: „Aus meiner Sicht geht es darum, sich ein wissenschaftlich fundiertes Bild über die Unterschiede zwischen den Genexpressionstests zu machen.“

Wer mit den Geschäftsführern und Marketingleuten über Vorteile und Nachteile ihrer Tests spricht, der bekommt Kopfsurren von den vielen Details. Doch im Prinzip wollen die vier erhältlichen Verfahren mehr oder weniger das Gleiche. Sie alle beruhen auf Erkenntnissen aus der Zeit um die Jahrtausendwende: Brustkrebs ist nicht gleich Brustkrebs, es lassen sich genetische Unterschiede definieren. Die Tests zeigen, welche Gene im Tumorgewebe aktiv sind, also exprimiert werden. Mithilfe des Testergebnisses stuft der Arzt ein, wie groß das Risiko ist, dass die Patientin in den nächsten zehn Jahren einen Rückfall erleidet. Diese Prognose soll bei der Entscheidung helfen, ob die Patientinnen auf eine Chemotherapie verzichten können, weil eine Hormonbehandlung möglichweise ausreicht.

Die Unterschiede liegen im Detail: Wie viele und welche Gene wertet ein Test aus? Wie gut sind die wissenschaftlichen Studien, auf denen der Test beruht? Teilt er die Patientinnen in zwei oder drei Risikogruppen ein? Und kann ein deutscher Pathologe den Test selbst durchführen – und somit daran verdienen –, oder müssen die Ärzte das Gewebe erst an ein Zentrallabor im Ausland schicken?

„Jedes Brustzentrum muss für sich prüfen: Bin ich zufrieden, dass der Test in einer Woche zurückkommt, oder brauche ich das Ergebnis nach zwei Tagen?“, sagt Nadia Harbeck, die als Mitglied einer Ärztekommission die verfügbaren Gentests bewertet hat. Eine eindeutige Empfehlung, welcher Test nun der beste ist, sprechen die Experten nicht aus. Aus Studien gibt es Hinweise, dass die Tests bei ein und derselben Tumorprobe zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen können. Letztlich müsse jedes Brustzentrum selbst entscheiden, zu welchem Test es die Datenlage am überzeugendsten finde, sagt Harbeck.